Innenhafen by Ursula Sternberg

Innenhafen by Ursula Sternberg

Autor:Ursula Sternberg [Sternberg, Ursula]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-19T16:00:00+00:00


SIEBEN

»Ich hab was zu tun für dich«, informierte ich Volker knapp. »Kannst du rauskriegen, in welchem Altenheim ein gewisser Gerhard Schröder wohnt?«

»Machst du Witze?«, fragte er prompt.

»Nein.« Ich lachte in mich hinein, erfreut darüber, wie vorhersehbar manche Reaktionen doch waren. »Ich war gestern noch mal bei Bettina«, schob ich nach und erzählte ihm von meinem Besuch bei ihr. Von ihrer Vermutung, dass Kurt in Onkel Gerhards Jagdhütte untergekrochen sein könnte. Und davon, dass Bettina nicht wusste, wo genau die sich befand.

»Sag mal, weißt du, wie viele Altenheime es in Deutschland gibt?«, fragte Volker entsetzt.

»Eigentlich nicht. Laut Bettina soll es aber eines in Richtung Düsseldorf sein.«

»Tja dann«, sagte Volker sarkastisch. »Trotzdem. Wie stellst du dir das vor?«

»Anrufen und fragen, ob Gerhard Schröder dort wohnt.« Ich grinste.

»Die halten mich doch für bekloppt!«

»Genau. Wenn sie dich aber nicht für bekloppt halten, weißt du, dass du richtig bist.«

»Und was machst du derweil?«

»Ich koche.«

»Aber jetzt machst du Witze!«

»Du könntest dir ruhig mal ein breiteres sprachliches Repertoire zulegen, so als Journalist«, sagte ich spöttisch. »Ich habe meine Kripo-Freunde Bea und Schütte für heute Abend zum Essen eingeladen. Eine gute Gelegenheit, um Bea noch mal beiläufig auf den Zahn zu fühlen, findest du nicht?«

Volker sagte nichts. Er schien zu warten. Vielleicht darauf, dass ich ihn ebenfalls einladen würde?

Für einen flüchtigen Moment liebäugelte ich mit dem Gedanken. Dann verwarf ich ihn wieder. Bea, Schütte, eventuell Max, und dann Volker. In meiner Wohnung. Das war mir irgendwie zu intim.

»Okay«, sagte Volker schließlich. Ich hörte leise Resignation in seiner Stimme. »Dann hänge ich mich mal ans Telefon. Gutes Gelingen.«

* * *

Es war das erste Mal, dass ich Bea und Schütte so aufwendig bei mir zu Hause bewirtete. Sie kannten meine alte Wohnung, wir waren auch ab und an mal zusammen essen gegangen, und bei Bea hatten wir manchmal nach einem gemeinsamen Spaziergang eine Kaffee-Kuchen-Schlacht veranstaltet, die sogar einmal mit einigen Gläsern Wein endete. Aber in meine neue Wohnung, die so neu nun auch nicht mehr war, hatte ich die beiden noch nie eingeladen. Höchste Zeit also, das nachzuholen.

Es gab Lachscarpaccio auf Feldsalat, ein Kartoffel-Kresse-Süppchen mit angebratenen Krabben und die gefüllte Kalbsbrust, wie versprochen. Für das Fleisch war ich extra zu dem Biometzger Burchhardt auf der Rellinghauser gefahren. Auch bei den Weinen ließ ich mich nicht lumpen. Der kräftige Weißburgunder mit der leichten Honignote passte hervorragend zu der Kalbsbrust und dem Rübchengemüse. Alles in allem hatte ich mich mal wieder selbst übertroffen.

»Keinen Bissen mehr«, stöhnte Schütte schließlich. Er sah unglaublich zufrieden aus dabei.

»Mousse au Chocolat«, lockte ich. »Muss ja nicht sofort sein.«

Wider Erwarten hatte Max sich nicht nur anstandslos dazugesellt, sondern er schien geradezu froh über die Gäste zu sein. Der Abend wurde feuchtfröhlich, was viel mit dem Alkohol zu tun hatte, aber nicht nur. Max erzählte lustige Geschichten aus seinem Leben als Hacker, Bea und Schütte trumpften mit skurrilen Einsätzen aus ihrem Polizeialltag auf, und wir hatten so viel zu lachen, dass ich völlig vergaß, das Gespräch auf das Thema Kurt zu lenken.

Es war Bea, die die Sache schließlich ansprach. Das heißt, von ordentlichem Sprechen konnte eigentlich keine Rede mehr sein.



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